Deutliche Worte bei Intersport

11. März 2015

Vorstandsvorsitzender Kim Roether nutzte die Pressekonferenz der Intersport Deutschland im Rahmen der ISPO Munich, um die Sportfachhandelsgruppe als einen mächtigen „Sechs-Länder-Verbund“ im Herzen Europas in Szene zu setzen. Gleichzeitig fand er deutliche Worte in Richtung Industrie, was Themen wie Markenstores, E-Commerce und Factory Outlet Center (FOC) betrifft. Zudem wurde Jochen Schnell als neues Vorstandsmitglied für das Ressort „Ware und Markt“ vorgestellt.

Die Zahlen, die Vorstandsvorsitzender Kim Roether für das abgelaufene Geschäftsjahr zum Intersport-Verbund zu berichten hatte, konnten sich sehen lassen: Der Marktführer, in Europa in sechs Ländern (Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) vertreten, erreichte 2014 ein Einzelhandelsvolumen von 3,39 Milliarden Euro – bei einem Gesamtsportmarkt im Sechser-Block, den Roether auf rund 11 Milliarden Euro bezifferte. Aktuell sei man im Sechs-Länder-Verbund mit über 1.100 Händlern und knapp 1.900 Geschäften unterwegs. Einen Mitglieder-Exodus habe es im vergangenen Jahr dabei nicht gegeben, wie der Vorstandsvorsitzende bei dieser Gelegenheit entschieden klarstellte, auch wenn in der Presse zuweilen dieser Eindruck entstanden sei. Genaue Zugangs- oder Abgangszahlen nannte er jedoch nicht.

Umsatzplus in Deutschland
Hierzulande schlossen die Intersport-Händler das Jahr 2014 trotz des deutlich zu warmen Winters mit einem Umsatzplus von zwei Prozent bei einem Gesamtumsatz von 2,85 Milliarden Euro ab. Ein wichtiger Wachstumstreiber war das Segment Teamsport. Hier konnte Intersport aufgrund der Fußball-WM einen positiven Sondereffekt erzielen: Durch Verkäufe von Trikots, Fan- und Vereinsartikeln erreichte der Monat Juni ein Umsatzplus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Die Fußball-WM in Brasilien war nicht nur in sportlicher Hinsicht absolut weltmeisterlich. Zum ersten Mal ging die Rekordzahl von über 400.000 DFB-Trikots über unsere Ladentheken“, erklärte Roether.
Positiv haben sich neben Teamsport (+24 % über das gesamte Jahr) außerdem die Bereiche Running (+14 %) und Fitness Workout (+10 %) entwickelt. Ebenso -verzeichnete das Segment Bike/Funwheel ein starkes Plus von 14 Prozent. Den Bereich Outdoor schloss Intersport Deutschland immerhin mit einem Plus von drei Prozent ab, wie Roether zufrieden erklärte: „In einem Markt, wie er sich jetzt verändert, wird es immer schwieriger, zweistelliges Wachstum herbeizuführen. Da waren wir lange Jahre verwöhnt. Wir haben im Segment Outdoor ein stabiles Geschäft auf einen sehr hohen Niveau. +3 %, die wir erwirtschaftet haben, ist eine sehr anständige Zahl.“
Weniger erfreulich schlugen sich, bedingt durch die milden Temperaturen, die klassischen Wintersportsegmente. Diese verloren zum Teil deutlich. „Immerhin ist zum Jahresende der Dezember im letzten Monatsdrittel noch ins Plus gedreht“, kommentierte Roether. Insgesamt brachen die Umsätze mit Wintersportartikeln in Deutschland aber um 19 Prozent ein. Trotzdem betonte -Roether: „Intersport ist Wintersport!“ An diesem Credo und an dieser Kompetenz wolle man festhalten, wenngleich vielleicht auch mit etwas anderen Schwerpunkten und etwas anderen Angeboten.

Österreich schließt pari ab
Die Intersport-Händler in Österreich erreichten gemeinsam mit den Märkten in der Slowakei, Tschechien und Ungarn gleichbleibende Umsätze für 2014 und schlossen mit einem Jahresumsatz von annähernd einer halben Milliarde Euro auf  Vorjahresniveau. Angesichts der noch stärkeren Wintersportausrichtung der Händler sei dies eine beachtliche Leistung, so -Roether: „Die Entwicklung in Österreich zeigt, dass wir mit unseren Konzepten auf dem richtigen Weg sind. Wir treiben den Zusammenschluss weiter konsequent voran. Zuletzt haben wir mit der Einführung einer zentralisierten Waren-Beschaffung einen wichtigen Meilenstein erreicht. Für Herbst 2015 sind nun erstmals gemeinsame Sortimente und Kollektionen für alle sechs Länder in unserem Verbund abgestimmt. Gleichzeitig läuft die Zusammenlegung unserer IT–Sys-teme auf Hochtouren.“

Investition in Heilbronn
Intersport bekannte sich zudem klar zu den Standorten in Heilbronn und Wels und will hier investieren. Die Pläne für eine bauliche Vergrößerung in Heilbronn lägen bereits vor, mit einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro, das zur Erweiterung der Logistik sowie für eine zusätzliche Messehalle inklusive ganzjähriger Showrooms eingesetzt werden soll. Neben dem bestehenden Lagergebäude soll ein 7.250 Quadratmeter großes Hochregallager errichtet werden. Das Redblue soll um eine weitere Messehalle, mehrere Showrooms sowie ein Foyer erweitert werden. Auch ein Parkhaus soll entstehen. Start der Baumaßnahmen könnte noch in 2015 sein. „Wir reagieren mit dieser großen Investition auf die gestiegenen Anforderungen an unser Dienstleistungsangebot. Wichtig ist, dass wir auch in Zukunft termingerecht an unsere Mitglieder ausliefern können, in Vor- und Nachorder“, so Roether.

Künftig härtere Gangart
Der Vorstandsvorsitzende nutzte die Pressekonferenz auch, um einmal „Tacheles“ in Richtung Industrie zu sprechen. Dies hatte er bereits auch am Vorabend bei einem Treffen in engerer Runde getan. Von einer „ganz neuen Tonalität“ war die Rede. Sie betraf unter anderem das Thema Markenstores. Man müsse aufpassen, in welchen Kanälen die Partner unterwegs sind, um dann klarzustellen, wie man sich gemeinsam positionieren oder deutlich mehr Rücksicht aufeinander nehmen könne. Es dürfe nicht passieren, das Geschäfte schließen. „Wenn das qualifizierte Sportfachgeschäft geht, geht der Own Retailer der Industrie mit“, machte Roether deutlich.  Auch die zunehmenden Aktivitäten der Lieferantenpartner im E-Commerce sprach er an. „Wenn hier auch Frequenz abgeschöpft wird, dann müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir Themen wie volumenbasierte Bonusvereinbarungen anfassen müssen“, so Roether. Zudem müsse man gemeinsam neue Wege suchen, um der „Wertevernichtung“ durch Rabattschlachten entgegenzutreten. Und auch über die Konkurrenz auf dem Kanal FOC wolle man künftig „deutlich und ganz offen diskutieren“.  Als Resultat solcher Einzelgespräche wollte Roether Sortimentsreduzierungen nicht ausschließen.

Schnell beerbt Jost im Vorstand
Intersport Deutschland hat seine vakante Stelle in der Führungsriege hausintern neu besetzt und Jochen Schnell (49, Foto) zum Vorstand für das Ressort „Ware und Markt“ berufen.
Jochen Schnell kommt vom Tochterunternehmen Sport Voswinkel, vor er zehn Jahre lang als Geschäftsführer tätig war. Bei Dr. Oetker, Douglas und dem Juwelier Christ habe Schnell zudem Organisationsentwicklungs- und Veränderungsprozesse erfolgreich umgesetzt, so die Verbundgruppe. Aufsichtsratsvorsitzender Knud Hansen erklärt: „Jochen Schnell passt hervorragend in unser Anforderungsprofil von einem erfahrenen Handels- und Vertriebsexperten. Mit seiner fachlichen wie persönlichen Kompetenz bringt er alles mit, um Intersport im Sechs-Länder-Verbund strategisch neu auszurichten. Gemeinsam mit unserem Vorstandsvorsitzenden Kim Roether wird er dafür rasch die notwendigen Weichen stellen.“ Schnell hat seine neue Aufgabe am 1. März 2015 angetreten. Er folgt auf Klaus Jost, der Anfang November nach langen Jahren bei Intersport ausschied.

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