„Es ist einiges in ­Bewegung gekommen“ – Teil 1

Dr. Rüdiger Fox,  Geschäftsführer des Münchener Funktionsspezialisten Sympatex, fordert seit Jahren  einen grundlegenden Wandel der Outdoor- und Textilindustrie hin zu einer komplett nachhaltig produzierenden Branche. Im Gespräch mit dem outdoor.markt erklärt er, wieso er nach seinen bisher manchmal polarisierenden Einwürfen nun die Zeit für mehr Diplomatie gekommen sieht.

outdoor.markt: Herr Dr. Fox, es gab zuletzt wieder einige Signale von Ihrem Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit, neben dem neuen Markenauftritt vor allem die Einstellung von Kim Scholze als „Chief Sustainable Community Managerin“ (siehe dazu auch Kasten Seite 12). Welche Rolle soll sie für das Thema Nachhaltigkeit bei Sympatex spielen?

Dr. Rüdiger Fox: Wir haben uns in den letzten Jahren ganz bewusst immer wieder recht lautstark zu Wort gemeldet zu dem Thema. Das hatte damit zu tun, dass wir sehr überrascht waren, wie wenig Gewicht in der Branche auf Nachhaltigkeit gelegt wurde. Da waren andere Branchen schon weiter. Unser Vorpreschen und vielleicht auch die Art und Weise stießen nicht immer auf Zustimmung. Das war stark mit mir als Person verbunden. Ich war und bin der Meinung, dass wir uns als Branche radikal verändern müssen. Deshalb habe ich meine Positionen teilweise sehr laut und polarisierend vorgebracht, um einen Dialog anzukurbeln. Ich werde mich auch nicht grundsätzlich ändern und, wenn mich etwas stört, dies auch direkt ansprechen. Aber Kim Scholze soll unser zweites Sprachrohr für das Thema Nachhaltigkeit werden. Sie polarisiert sicher nicht so wie ich. Und Diplomatie hilft in der jetzigen Phase.

Das heißt genau?

Wir stellen fest, dass einiges in Bewegung geraten ist in der Branche. Immer mehr Unternehmen beginnen auch, Koalitionen zu schmieden. In dieser Situation soll Kim Scholze ein Integrator nach außen sein. Deswegen haben wir für sie auch den Titel „Community Managerin“ beibehalten, den sie auch zuvor bei der ISPO trug. Ihre Hauptaufgabe ist es, das Community-Building fortzusetzen, und dafür ist sie die ideale Besetzung. Zudem passt sie aus meiner Sicht perfekt zu uns, weil sie selbst eine authentische Nachhaltigkeitsausrichtung hat. Und ich finde, man macht eine neue Weichenstellung, wie wir sie auch mit dem neuen Markenauftritt ausdrücken wollen, am besten an einer Personalie fest.

Worin besteht diese neue Weichenstellung?

Wir gehen weg von der Fokussierung auf die Marke und zielen auf das Commitment ab. Bei diesem geht es darum, dass wir jetzt zu der ersten Generation gehören müssen, die eine neue Richtung einschlägt. Wir sprechen damit alle an, vom Verbraucher bis zu den Marken. Das ist das, was unser neuer Markenauftritt mit dem neuen Logo ausdrücken soll.

Sie sagten, es ist einiges in Bewegung gekommen in Sachen Nachhaltigkeit. Welche Fortschritte sehen Sie?

Ganz deutlich sehen wir die bei den CO2-Emissionen. Die UN-Charta zur Reduzierung der Emissionen in der Textilbranche, die auf der Klimakonferenz in Kattowitz vorgestellt und mittlerweile von über 100 Brands unterzeichnet wurde, ist ein wichtiger Schritt. Es ist mittlerweile schon zu einer Art Hygiene-Faktor geworden, den CO2-Ausstoß in der Produktion zu minimieren. Das Ziel, komplett klimaneutral zu werden, ist von allen als wichtig anerkannt worden.      

Mit Sympatex rücken Sie das Ziel eines geschlossenen textilen Kreislaufs in den Vordergrund. Wie nah sind Sie Ihrem Ziel, bis 2030 zu 100 Prozent zirkulär zu sein?

Schon recht nah. Das Textilrecycling ist unser Hauptthema. Textilien lassen sich zu 100 Prozent wiederaufarbeiten, um neue Textilien daraus zu fertigen. Wir sind jetzt bei etwa 80 Prozent Rein-Polyester-Laminaten, davon kann alles in den Recycling-Prozess eingeführt und zu 100 Prozent wiederverwendet werden. Auch die Membran lässt sich problemlos zu textilem Stoff recyceln. Die Membran selbst allerdings kann man nicht so einfach aus „wild gesammeltem“ Polyester bauen. Da gibt es Polyesterelemente, die sich nicht ohne Weiteres aus normalen textilen Abfallströmen generieren lassen. Das ist zwar nicht tragisch, weil die Membran nur einen kleinen Teil eines Laminats ausmacht, trotzdem wollten wir eine Lösung finden, bei der wir komplett auf Rohöl verzichten können. Und da sind wir jetzt einen großen Schritt vorangekommen.

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